Ich habe mich auf der Arbeit eingestuhlt

TW (kleine Triggerwarnung am Anfang, solltet ihr gerade genüsslich essen oder einen schwachen Magen haben dann überspringt mal lieber diese Story)

Alles fing vor ein paar Jahren an einem kalten und dunklen Wintermorgen an. Es war kurz nach 6 Uhr. Ich sperrte in aller Seelenruhe mein Büroraum auf. Naja eigentlich teilte ich diesen mit einem anderen Azubi. Da aber dieser sowie auch meine Ausbilderin erst in zwei Stunden erscheinen sollten, hatte ich heute Morgen mal wieder meine Ruhe. Ein glücklicher Umstand welche mir weitere Peinlichkeiten erspart blieben lies. Naja soweit so gut bis ich nach zwanzig Minuten ein erstes Bauchgrummeln verspürte. Da ich sehr selten frühstücke und generell zu dieser Zeit fast täglich mit Krämpfen und Darmproblemen konfrontiert war, war dies nichts ungewöhnliches. Zehn Minuten später traten schon die ersten Krämpfe auf. Wie gesagt nichts ungewöhnliches weshalb ich brav in meinem Bürostuhl sitzen blieb. Ein fataler Fehler wie sich gleich herausstellt.

Wie gerne würde ich genau an diesen Moment zurückreisen. Wie gerne würde ich meinem Vergangenheits-Ich raten seine müden und schwachen Beine in die Hand zu nehmen, den inneren Usain Bolt zu beschwören und den Flur herunter in Richtung Porzellantrhon zu rennen. Leider machte Vergangenheits-Ich gar nichts davon und so kam es wie es kommen musste. Die nächsten Momente spielten sich in meinem Kopf wie in Zeitlupe ab.

Mit der Kraft tausender Hochdruckreiniger die gerade eine verstopfte Regenrinne befreiten schoss es mir durch meinen Körper. Jeder Widerstand war zwecklos. Ich war in diesem Moment nur noch Beifahrer in meinem eigenen Körper. Und dieser raste gerade metaphorisch gesehen auf der Landstraße mit 200 gegen einen Baum. Tja und nun war es passiert. So saß ich also da. Eingestuhlt, in Schock, verängstigt. Wie eine kleine Babykatze im Regen. Nur das ich keine Babykatze war sondern ein naja mehr oder weniger erwachsener Mann der sich gerade brutal eingeschissen hatte. Es dauerte einen kurzen Moment bis ich zu meinem Handy griff und meinen Vater anrief. Mit den Worten „es ist ein Unglück passiert“ lies ich ihn wissen was gerade passiert sei. Da ich zu dieser Zeit noch keinen Führerschein besaß, und den zehnminütigen Walk of Shame zurück zur U-Bahn mir und vor allem meinen Mitbürgern erspart lassen wollte, bat ich ihn mich abzuholen. Ich schrieb noch schnell meinem Mit-Azubi (nennen wir ihn Theo) eine kurze WhatsApp was passiert sei und naja das der Stuhl auf welchem ich saß nicht mehr zur Verfügung stand.

Kurz darauf erschien mein Vater um mich von meinem Leid zu befreien und mich abzuholen. Natürlich war er vorbereitet und hatte mehrere Handtücher über dem Beifahrersitz platziert. Sollte ich auch nur ein wenig sein geliebtes Auto beschmutzen würde er mich über direktem Umwege schnurstracks vor dem nächsten Kinderheim absetzen. Die Fahrt verbrachten wir mit vier heruntergelassenen Fenstern und mehrheitlich schweigend. Zuhause angekommen entfernte ich meine Klamotten (Jacke, T-Shirt, Jeans und Boxershort) welche ich nach mehrmaligen Waschen schließlich wegschmeißen musste. Nicht das ich diese ohnehin ohne jegliches Schamgefühl je hätte wieder anziehen können. Ich sprach außerdem noch meiner Ausbilderin auf den AB und teilte ihr mit warum ich heute nur ganz kurz auf der Arbeit war. Sie rief mich später noch an und fragte wie es mir denn geht und wünschte mir eine gute Besserung.

Ich bin ihr bis heute dankbar dass sie, auch als ich dann paar Tage später wieder im Büro erschien, nichts mehr davon erwähnte und nur sagte „dass sie froh sei das es mir wieder besser ginge“. Theo erzählte mir dann noch das mein Bürostuhl direkt in die Reinigung gewandert ist. Ich hätte ja das Teil lieber mit Benzin übergossen und angezündet. Im Endeffekt ein Glücksfall da ich nun anstatt eines engen, unbequemem und starren Stuhls einen breiten, angenehmen und mit verstellbarer Rückenlehne als Ersatz erhalten hatte. Wenn sich nur alle meine Probleme mit einkoten lösen würden.

Mittlerweile kann ich selber drüber lachen und habe nun für etwaige Spieleabende mit „2 truths and a lie“ eine gute Geschichte.

Im Endeffekt gebe ich euch auch noch mit das ihr 1. wenn eurer Körper Probleme macht oder anderweitig euch was komisch vorkommt immer bitte zum Arzt geht oder euch abchecken lassen solltet. Es lohnt sich. 2. ihr auch lieber einen Tag mal zuhause bleibt anstatt fix und fertig und vor allem krank in die Arbeit zu gehen und 3. shit happens!